Kinderbuch-Tipp: „Streng geheim!“ von Corinna Harder und Jens Schumacher Spürnasen vertrauen ihrem Rat: Der Detektiv-Klub der Odenwälder Jugendbuchautorin Corinna Harder begeistert Zehntausende von Kindern
Von ihren Anhängern wird sie respektvoll Mrs. X genannt. Mrs. X weiß, wie man mit kriminellem Gelichter umzugehen hat. Sie kennt die Tricks bei der Beschattung (unauffällige Kleidung!), sie weiß, wie man Spuren sichert, und ihre Verhörmethoden decken auch die raffinierten Lügen auf, zu denen Gauner eben fähig sind. Die geheimnisvolle Mrs. X lebt seit einem halben Jahr in Frankfurt, wo das Verbrechen möglicherweise eher zuhause ist als in ihrer Odenwälder Heimat. Corinna Harder (33) ist Gründerin und Chefin des Underground-Junior-Detektiv-Klubs: Rund 40000 Kinder im Monat besuchen diese Internetseite. Sie tauschen sich aus über ihre Kriminalfälle, verabreden gemeinsame Ermittlungen, geben Informationen weiter. Die meisten von ihnen sind in zwischen acht und dreizehn und damit noch zu jung, um sich den echten Kriminalfällen zuzuwenden. Aber für Junior-Detektive gibt es genug zu tun. Hier ist eine Katze verschwunden, dort parkt ein verdächtiges Auto, und wenn der Nachbar in Urlaub fährt, kann der Objektschutz sich um seine Wohnung kümmern. Corinna Harder kennt die Lust am Detektiv-Spielen. Schon vor der Neunjährigen mussten die kriminellen Elemente des Bad Königer Ortsteils Etzen-Gesäß auf der Hut sein. Die Fachkenntnisse hatte die Junior-Detektivin aus Romanserien wie den "Drei Fragezeichen", den Fünf-Freunde-Büchern oder den Rategeschichten von Hans Jürgen Press. Aber sie las nicht nur, sondern schrieb auch selbst: Ihre Erfahrungen verbreitete Corinna Harder damals in einer Detektiv-Zeitung. Die Oma stellte die Schreibmaschine, dann wurde getippt, geklebt, gezeichnet und kopiert. Fünfzehn bis zwanzig Exemplare wurden in die Republik versandt, an Gleichgesinnte, die Corinna über Kinderzeitschriften kennengelernt hatte. Zwischendurch hatte die Heranwachsende auch mal andere Interessen. Aber als sie in Darmstadt Kommunikationsdesign studierte und Praktikum in einer Druckerei machte, erwachte die alte Leidenschaft. 1996 entstand das Underground-Magazin, die erste große Zeitung für junge Detektive. Zeitungen wurden aufmerksam, die Boulevardmagazine der Privatsender, schließlich trat sie sogar der Tigerentenclub auf, der wohl wichtigsten Fernsehsendung für ihre Zielgruppe.
Das Hobby war unversehens zur Arbeit geworden. Die Kontakte zu den jungen Detektiven kosteten immer mehr Zeit, der Auftritt im Internet wollte gepflegt werden. Gut, dass sich wieder fünf Freunde zusammenfanden: Corinna Harder und vier Mitarbeiter einer Medienagentur, die 2001 die Underground GmbH i.A. gründeten. Unter ihrem Zeichen erscheint eine erfolgreiche Taschenbuchreihe mit Krimis, Sachbüchern und Mitrategeschichten. Seit drei Jahren schreibt Corinna Harder selbst auch Bücher, und die sind so erfolgreich, dass allmählich sogar an ein finanziell gesichertes Leben als freie Autorin zu denken ist. Auf der Buchmesse wird die Neuerscheinung "Streng geheim!" vorgestellt (Moses-Verlag): Gemeinsam mit dem Mainzer Autor Jens Schumacher entwickelte Harder die Geschichten von Lara, Tim und Erdmann. Lara und Tim sind junge Ermittler, Erdmann ist ihr kriminalistisch nicht unbegabtes Minischwein. Gemeinsm mit dem Ex-Polizisten Herrn Immich zeigen sie in kleinen Geschichten alles, was man zum Lösen rätselhafter Fälle wissen muss. Beobachtungsgabe, Erinnerungsvermögen, Kombinationsfähigkeit werden geübt. Das Detektivspiel, sagt Corinna Harder, kann auch eine Schule fürs richtige Leben sein. Zu ihren nächsten Buchprojekten zählt deshalb ein Band mit Unterrichtsmaterialien zum Thema geheimer Botschaften - Geheimtinten etwa könnten die Chemiestunde spannender machen, verschlüsselte Texte den den Deutsch- oder Mathematikunterricht. Außerdem wird im nächsten Jahr eine neue Reihe von Ratekrimis mit einem tierischen Detektiv erscheinen, und auch ein Abenteuerbuch für Pfadfinder ist geplant. Das Thema ist wahrscheinlich so unerschöpflich wie das immer wieder neue Interesse der Kinder daran. Besonders faszinierend ist für Corinna Harder die Verbindung von Buch, Internet und aktivem Spielen. Die Klubmitglieder bilden eine Gemeinschaft im Internet, in der selbst deutsche Diplomatenkinder aus Singapur Kontakt finden; aber sie spielen auch Geschichten nach und kümmern sich um eigene Fälle. Weshalb Mrs. X immer wieder einmal warnen muss: Wenn es wirklich brenzlig wird, sind professionelle Polizisten sicher die richtigen Ansprechpartner. Oder erst einmal die Eltern. Auf der Messe
Corinna Harders neues Buch "Streng geheim!" ist am Stand des Moses-Verlags zu finden, die Underground-Detektivreihe bei Omnibus/Bertelsmann. Am Sonntag (12.) um 12 Uhr stellen Harder und Schumacher ihr Buch im Lesezelt auf dem Messegelände vor - und Junior-Detektive können sehen, wer Mrs. X wirklich ist.
Johannes Breckner
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Krimi:na:logisch Wir wachsen auf mit den "drei ???", spielen Detektive, frönen unserem Spürsinn auf mörderischen Krimi-Events. Und schon viel früher als Herr Kommissar wissen wir, wer der Täter ist. Die Faszination, der Spur des Verbrechens zu folgen, lässt uns nicht los - und ihr Ursprung ist rätselhaft. JUSTINA LOOS ist dem Phänomen auf der Spur
Es ist bereits dunkel auf dem Parkplatz, als im gelblichen Licht der Straßenlaterne plötzlich ein grauer Schatten vorüber huscht. An einem der Autos macht er sich zu schaffen und flüchtet dann, so schnell er kann. Eilige Laufschritte verhallen in der Stille der Nacht. Nach einer Weile schleicht sich wieder jemand heran. Leise, auf Zehenspitzen, nähern sich drei kleine, gebückte Gestalten dem Wagen. Autoknacker? Jeder mit einer Taschenlampe und Lupe bewaffnet, knien sie im Kreis nieder. Und dann hebt eine flinke Kinderhand mit einer Pinzette vorsichtig die Tatwaffe auf: Einen scharfen Nagel, mit dem die Autoreifen offenbar zerstochen wurden. Die Fußspuren auf dem Rasen sind noch frisch. Ein Fall für die drei.
Sind es etwa der aufgeweckte Justus, der überall Geheimnisse wittert, das kluge Köpfchen Bob und der geschickte Peter auf Verbrecherjagd? Die Grenze zwischen Fantasie und Realität verschwimmt. Die Fachkollegen der "drei ???" tragen die Decknamen Chicago-Detectivs, Superbond oder Magier der Nacht und treffen sich auf der Website www.detektiv-klub.de. Manchen von ihnen ist es bereits gelungen, einen echten Fall zu lösen. Die Faszination, der Spur des Verbrechens zu folgen, begleitet uns von klein auf bis ins Erwachsenenalter. Während ihrer Kindheit sammelte Corinna Harder alias Mrs. X (heute 33) genug Spezialwissen über Indizien und Geheimcodes aller Art, um schließlich 1996 in Frankfurt am Main den Junior-Detektiv-Klub "Underground" zu gründen. "Die drei???" sind noch heute ihre Helden. "Detektivspiele sind in. Sie knüpfen an die Vorstellungswelt der 6- bis 12-jährigen an. Erfahrungsgemäß sind sie ein wichtiger Teil jeder kindlichen Entwicklung", so die erfolgreiche Jugendbuchautorin. Der heißen Spur hinterher, proben die kleinen Kriminologen bereits fürs Leben: schwierige Situationen meistern, soziale Kompetenz in der Gruppe entwickeln. Der 11-jährige Carl-Ludwig aus Hannover liebt es, den kniffeligen Fragen der "drei???" auf den Grund zu gehen, zu knobeln und zu kombinieren. Seit kurzem macht auch sein Bruder Max (9) begeistert bei Detektivspielen mit. Gemeinsam sind sie stark.
Aber warum ist diese Leidenschaft so ungebrochen, dass sie uns bis ins hohe Alter verfolgt? Obwohl Corinna Harder das Phänomen schon früh erkannt hat, erscheint es ihr immer noch schleierhaft. "Es ist das alte Spiel zwischen Gut und Böse", meint Nina George (30), Hamburger Krimi-Autorin. "In unsicheren Zeiten sind Detektivgeschichten Balsam für die Seele. Dort siegt das Gute stets mit der Aufklärung eines Falles." Sie selbst war als Kind am meisten vom Geheimagenten Lennet angetan, dem Helden der Buchreihe "Leutnant X". Und beim Brettspiel "Scotland Yard" hat die kleine Nina lieber den Jäger als Gejagten gespielt. Mächtig stolz war sie dann immer, wenn sie etwas herausgefunden hat. Ein pfiffiger Ermittler habe das tolle Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen, die Schuldigen zu ertappen und somit die Welt ein kleines bisschen zu retten. Von ihrem Vater, der zehn Jahre lang Polizeikommissar war, hat Nina George viel über die menschliche Psyche gelernt. "Der Kriminologe in uns? Es ist etwas Archaisches: ein Ur-Bedürfnis, ein Spürinstinkt. Wir jagen dem Verbrecher wie Hunde dem Fuchsschwanz hinterher". Den Ursprung unserer Kriminalmanie sieht der Schriftsteller Reinhard Jahn (48) in dem Versuch, die Welt zu verstehen: Der Deduktion folgen und wie Sherlock Holmes vom Detail aufs Ganze schließen. "Wie wohl 99 Prozent der gegenwärtigen Krimi-Autoren bin auch ich mit Conan Doyle, Enid Blyton und den "drei ???" aufgewachsen. Die Kriminalliteratur ist ein Kind der Aufklärung. Sie geht davon aus, dass die Welt - und damit das Verbrechen - mit Logik und Ratio zu begreifen ist" sagt der Literaturexperte der Autorenvereinigung "Das Syndikat". Der Wissens- und Forschungsdrang treibe uns ein Leben lang dazu, dunkle Geheimnisse zu lüften. Und es sei immer wieder faszinierend, wenn das Verbrechen mit dem Täter ein Gesicht bekommt - in der Regel das eines Menschen wie du und ich.
Um persönlich auf Verbrecherjagd zu gehen, treffen sich jeweils vierzig Freizeit-Detektive zu einem Krimi-Wochenende in der Eifel. "Die Drahtzieher" sind Ralf Kramp (40) und Willi Schäfer (37), alte Schulfreunde und heute Inhaber der Kölner Agentur Blutspur. Ob Miss Marple oder Hercule Poirot, auf einem solchen Event sind die Spürnasen unter sich. Selbst Mitarbeiter namhafter Firmen stärken hier auf mörderische Weise ihren Teamgeist. Wer findet die Leiche und wer löst als Erster den Fall? Im Spiel: intellektuelle Herausforderung, eine Prise Nervenkitzel und jede Menge Adrenalin. Für 350 Euro Kopf-Geld wird all das möglich, was uns im Alltag verwehrt bleibt - nach Herzenslust herumschnüffeln, in fremde Existenzen eintauchen und einen Blick in die tiefsten Winkel der menschlichen Psyche wagen.
So lebt auch die Stuttgarterin Tatjana Kruse ihre detektivische Passion aus: "Ich fühle mich jedes Mal unglaublich motiviert, dem Rätsel auf die Spur zu kommen - etwas Ordnung ins Chaos zu bringen." Und obwohl es ihr bisher nicht gelang, den Täter zu entlarven, hält sich die 43-jährige Autorin für "eine begnadete Kriminologin". Einen Mordspaß erlebt sie auf einem Krimi-Event in der Schweiz. Kurz nach Mitternacht tickt anstelle des Weckers eine täuschend echte Briefbombe in ihrem Hotelzimmer. Wie es sich gehört, werden das gefährliche Paket und die explosive Situation erst in allerletzter Sekunde entschärft. Was uns daran reizt? Vielleicht ist es gerade das Kribbeln im Bauch, eine seltsame Mischung aus Neugier und Angst. Dies vermutet zumindest die Wiener Psychologin Edith Kneifl (49). Eine gewisse Portion Voyeurismus gehöre zum Detektivsein dazu. Um das verborgene Verbrechen aufzuklären, begibt man sich in Gefahr. "Als Belohnung winkt ein mächtiges und untadeliges ‹ber-Ich", so Kneifl. Allwissend, egozentrisch und rechthaberisch. Der Kriminologe in uns ist viel klüger, als wir es in Wirklichkeit sind. Und das kann süchtig machen. Ewig lockt das Geheimnis um Gut und Böse, Recht oder Unrecht. Ob neue Geschichten über "Die drei ???", TKKG, Detektivserien oder mörderische Wochenenden - die Fortsetzung folgt, die Faszination bleibt. Krimi? Na, logisch!
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Die spannende Geschichte der Kryptologie Bad Königer Autorin veröffentlicht Buch über Geheimschriften
BAD KÖNIG. Heutzutage flitzt elektronische Post in Sekundenschnelle um den Globus. E-Mails und geschäftliche Transaktionen können ohne großen Aufwand verändert und verfälscht werden, Telefonate belauscht. Es ist also verständlich, dass immer mehr Menschen ein Bedürfnis nach Schutz ihrer Privatsphäre haben. Die Technik, in die viele ihre Hoffnung setzen, ist die Kryptografie - die Technik vom Verschlüsseln des Geschriebenen. Die Kryptografie hat eine 2500 Jahre alte, faszinierende Geschichte, mit der sich Corinna Harder (32) ausgiebig beschäftigt hat. Schon mit neun Jahren interessierte sich die heutige Kinder- und Jugendbuch-Autorin für alles, was mit dem Thema Detektive zusammenhing. Und da eine derartige Faszination im Laufe der Zeit keineswegs nachlässt, im Gegenteil: zum begeisterten Lesen von allem verleitet, was irgendwie mit Detektiven und deren Arbeit zu tun hat, sammelte sich in ihrem Kopf nach und nach eine ganze Menge interessantes Spezialwissen an. Ergebnis: Ein mehr als 150 Seiten starkes Taschenbuch für Kinder mit dem Titel »UNDERGROUND – Verschlüsselte Botschaften«, sowie das 2001 erschienene »Handbuch für Junior-Detektive« (beide Omnibus-Verlag).
»Seit Jahrtausenden entwickeln und brechen Menschen geheime Codes und Chiffren. Ich möchte dem jungen Leser auf leicht verständliche Weise die spannenden Geschichten rund um Julius Caesar, Maria Stuart und dem Zweiten Weltkrieg näher bringen.« Das Buch gibt außerdem zahlreiche Tipps zum Ausprobieren von selbst entwickelten Geheimschriften.
Doch bevor sich Corinna Harder ans Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern wagte, gründete sie 1996 einen Detektivklub für Kinder, der hauptsächlich über das Internet funktioniert und täglich von vielen Tausend Kindern besucht wird. So viel Leidenschaft muss belohnt werden: Im vergangenen Jahr wurde sie für ihr Projekt »UNDERGROUND – Der Junior-Detektiv-Klub“ (www.detektiv-klub.de) mit dem Deutschen Kinderkulturpreis des Deutschen Kinderhilfswerks ausgezeichnet.
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